Chemie-Professor Dr. Manfred Grote kritisiert zu geringe Abstandsflächen zwischen Tierställen und Wohnbevölkerung
Auf Einladung der Bürgerinitiative Meppen referierte am Mittwochabend der emeritierte Paderborner Chemie-Professor Dr. Manfred Grote im gut besuchten Kolpinghaus über die Risiken des Antibiotikaeinsatzes in der Massentierhaltung sowie die Gefahren der von derartigen Stallanlagen ausgehenden Stäube.
In seinem Vortrag legt Prof. Grote zunächst dar, dass ausgerechnet in Deutschland der Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung nicht hinreichend eingeschränkt bzw. unterbunden worden ist. Jahrelang wurden und werden Antibiotika zum Teil bis heute prophylaktisch bzw. metaphylaktisch eingesetzt: Auch wenn sich in einem Bestand nur vereinzelt erkrankte Tiere befinden, so werden alle antibiotisch abgedeckt, um eine Ausbreitung der Erkrankungen zu unterbinden. Das Kernproblem dieser breiten Anwendung von Antibiotika in der Massentierhaltung besteht darin, dass sie auf diesem Wege Eingang in die Nahrungskette finden. Nicht nur im Fleisch geschlachteter Tiere lassen sich Antibiotika-Rückstände finden, sondern auch in Pflanzen wie Porree oder Kohl, die mit antibiotikaverseuchter Gülle gedüngt werden. Die Aufnahme dieser Stoffe durch Menschen befördert die Ausbildung von Antibiotikaresistenzen mit der Folge, dass gefährliche Krankheiten, die prinzipiell mithilfe von Antibiotika behandelbar wären, nicht mehr geheilt werden können.
Allerdings beschränken sich die Risiken der Massentierhaltung nicht auf den zu intensiven Gebrauch von Antibiotika. Für Personen, die in unmittelbarer Nähe derartigen Stallanlagen leben, gehen erhebliche Infektionsrisiken auch von den sog. Stallstäuben aus, sodass bereits nach heutiger Rechtslage Abstandsflächen von 300 bis zu 500 Metern zwischen Schweine- bzw. Hühnerhaltungsanlagen einzuhalten sind. Prof. Grote machte in diesem Zusammenhang darauf aufmerksam, dass diese Abstände aufgrund aktueller Forschungsergebnisse noch als deutlich zu gering bemessen angesehen werden müssen. Hiernach müssen die Anwohner damit rechnen, einer gesundheitsschädlichen Keimbelastung ausgesetzt zu werden, die über das allgemein bestehende Risiko deutlich hinausgeht. Die Stallstäube führen massive Gesundheitsgefahren insbesondere für chronisch Kranke, ältere Menschen und Kinder. Ein weiteres bisher ungelöstes Problem besteht darin, dass gefährliche Keime durch Fliegen und andere Insekten aus den Stallanlagen hinaus in die Häuser der Anwohner getragen werden.
Angelehnt an das Angebot eines Anbieters für Abluftanlagen, der den Landwirten einen „Tierwohlberater“ zur Verfügung stellt, betonte Herr Prof. Grote, dass in Gebieten wie der Stadt Meppen, in denen eine sehr hohe Dichte an großen Ställen besteht, eher Bedarf bestünde, insbesondere den Entscheidungsträgern einen „Menschenwohlberater“ an die Seite zu stellen.
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