Meppen. Zu einem Gespräch über das Thema Wald – genauer gesagt über das Landschaftsschutzgebiet (LSG) Hümmling – hatte die grüne Kreistagsfraktion Jutta Over vom Naturschutzbund (NABU)-Emsland/Grafschaft Bentheim und Andreas Perkmeyer, den Vorsitzenden der Waldschutzgenossenschaft Hümmling-Süd, eingeladen.
Birgit Kemmer, Fraktionsvorsitzende der Grünen, freute sich über die Gelegenheit des Gedankenaustauschs mit „Menschen gegensätzlicher Anschauungen“.
Zum Hintergrund: Nachdem das OVG Lüneburg zunächst die Landschaftsschutz-Verordnung aufgrund formaler Mängel für unwirksam erklärt hatte, machte der Landkreis seine Hausaufgaben und das Schutzgebet wurde zwischenzeitlich auf den weiteren Weg gebracht.
Grund genug für Kritiker aller Couleur sich mit dem Thema zu befassen:
Dem NABU geht die Ausweisung des Schutzgebietes nicht weit genug, man fordert die Bestimmungen präziser und konsequenter zu formulieren, was den Schutz von Tieren und Pflanzen betrifft. Die Waldbesitzer hingegen beklagen unter anderem ökologische Kurzsichtigkeit, erheblichen Wertverlust in Höhe von geschätzten 150 Millionen Euro sowie in der Folge Frust und Unlust bei den im Waldbau Tätigen.
Andreas Perkmeyer beklagte, das geplante 12 000 Hektar umfassende Landschaftsschutzgebiet habe den Namen Schutz nicht verdient. Es würde lediglich der Tourismus gefördert. In diesem Zusammenhang warf er den Verantwortlichen der Verwaltung im Landkreis Emsland fehlende Kompetenz und mangelnde Übersicht bezüglich des Waldes vor.
Kontrovers wurde die Diskussion, als es um fachliche Details ging: Der Waldbesitzer bezeichnete den nicht durchforsteten Buchenhallenwald als artenärmer als den regelmäßig durchforsteten Fichtenwald auf dem Hümmling. Dabei handele es sich bei den Wäldern auf den Hümmling wegen der Eigentumsstruktur oft um klein parzellierte Forstwirtschaft.
Das sogenannte „Landschaftsschutzgebiet Wälder auf dem Hümmling“ sei klimaschädlich und fördere das Insektensterben. Denn eben genau bei der vom LSG erschwerten Durchforstung falle Licht auf den Boden und es gebe eine wesentlich breitere Anzahl von Arten. Perkmeyer: „So kommt mehr Leben in den Wald und besonders auf den Waldboden“.
Jutta Over widersprach dem energisch: „Buchenwälder sind europaweit als besonders schützenswert eingestuft“. Die Fichte hingegen gehöre außerhalb der Mittelgebirge nicht zur potentiellen natürlichen Vegetation. Fichtenforste seien in der Regel fast frei von anderen Pflanzenarten, Ursache sei die Versauerung des Bodens durch massiven Nadelstreu.
„Ungepflegte Wälder produzieren weniger Sauerstoff“ hielt Andreas Perkmeyer dagegen und rief erwartungsgemäß Widerspruch hervor: Durch Baumfällungen würde Kohlendioxid freigesetzt und zwar in weit höherem Maße als es durch einzelne natürlich absterbende Bäume der Fall sei, die Klimabilanz falle bei Einschlag noch negativer aus, so Jutta Over.
Einig waren sich beide Referenten über die Notwendigkeit, mehr Fördermittel für den Wald zur Verfügung zu stellen. Wälder könnten im Rahmen von freiwilligen Kompensationsmaßnahmen naturnah umgestaltet werden. Weitere Förderprogramme seien für Waldrand-Bewirtschaftung, Wildkrautsäume sowie für den Erhalt von Alt- und Höhlenbäumen als Nistplatz für Fledermäuse und andere Höhlenbrüter denkbar.
Waldbesitzer Andreas Perkmeyer beklagte, die heutige Forstwirtschaft sei defizitär und – wenn überhaupt – erwirtschafte geringe Erträge auf Kosten der geleisteten Arbeit in früheren Jahren.
Daher meinte er, es ergebe keinen Sinn, der Forstwirtschaft zusätzliche Kosten durch Einschränkungen aufzuerlegen. Andreas Perkmeyer weiter: „Da mit der Ausrufung des „Landschaftsschutzgebietes“ auf dem Hümmling ausschließlich Steuergelder für den Tourismus, aber kein Geld für den wirklichen Schutz unsere Wälder ausgegeben wird, spricht sich die Waldschutzgenossenschaft Hümmling-Süd gegen das LSG aus.
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